Das Ankern (engl.: Anchoring) ist eine Methode aus dem Bereich der Psychologie bzw. des NLP (Neurolinguistisches Programmieren). Beim Ankereffekt wird ein Reiz oder eine Information als Anker gesetzt, um bewusst oder unbewusst eine Reaktion oder Beeinflussung herbeizuführen, beispielsweise bei Entscheidungen oder Gefühlszuständen. Schlüsselreize (Bilder, Gerüche, Klänge, Wörter, Geschmacksempfindungen oder Gesten) werden mit Erfahrungen und Gefühlen verknüpft. Mit der Technik des Ankerns werden bewusste Verknüpfungen zwischen automatisch auftauchenden Gedanken oder Gefühlen und willentlich erzeugbaren Gefühlszuständen hergestellt.
Definition Ankern – Anchoring
Das Ankern bzw. Anchoring ist eine Grundtechnik des NLP. Der Anker ist hierbei eine Umgebungsinformation oder ein Reiz, welcher von der durchführenden Person selbst gebildet oder erhalten werden kann. Dieser Anker löst ein mentales Programm aus, das die durchführende Person beeinflusst und in eine Richtung führt und unterstützt. Häufig ist die Reaktion ein bestimmter Gefühlszustand oder eine gewünschte Entscheidung. Wenn das Ankern ein ganz bewusster und selbst gesteuerter Prozess ist, ordnen wir ihn den Selbst-Coaching zu.
Anker-Techniken im NLP
Ankern – Anchoring Anwendung und die Bedeutung in der Praxis
Die Technik des Ankerns ist im Leistungssport verbreitet und hat im Sport seinen Ursprung. Dort ist der Grundgedanke, sich auch in Momenten von extremer Anspannung, Wettbewerb und Wettkampfdruck in einen ressourcenvollen, positiven und optimistischen Zustand zu versetzen. Dies erfolgt dadurch, dass Wettkämpfer bei positiven Erlebnissen bestimmte Bewegungen oder Gesten einüben. Diese positiven Stimmungen und Energien lassen sich in späteren angespannten Situationen wieder aktivieren, indem diese Gesten wiederholt werden (die geballte Faust recken und an den letzten Sieg denken, tief Ausatmen, Abklatschen, etc.).
Wie der Leistungssportler, so kann beispielsweise auch der Vertriebsmitarbeiter oder der Anwalt in einer schweren Verhandlung davon profitieren, wenn er unter starker Anspannung positive Ressourcen aktivieren und trotz hoher Anspannung voll leistungsfähig bleiben kann.
Arten des Ankern – Anchoring
Es gibt verschiedene Arten von Ankern oder Ankertechniken: unbewusste Anker, und solche, die man bewusst setzen kann. Auch der Reiz kann in unterschiedlichen Formen auftreten oder herbeigeführt werden und in den unterschiedlichsten Situationen Anwendung finden.
Eine Möglichkeit, einen Anker zu setzen, ist das bewusste Herbeiführen eines gewünschten Zielzustandes, wie zu Beispiel ein Gefühl oder die Aktivierung innerer Ressourcen. Am Höhepunkt dieses Zustandes setzt man bewusst einen Anker und erschafft so eine Konditionierungskette.
Der Reiz kann auditiv (z.B. Stimmlage, Melodie, Ton), visuell (z.B. Symbol, inneres Bild, Farbe), kinästhetisch (z.B. gezielte Berührung oder Geste), olfaktorisch oder gustatorisch sein. Häufig werden auch Schlüsselwörter genutzt.
Oft sind Anker jedoch auch unbewusst und treten durch einen externen Reiz auf. Dies ist zum Beispiel bei positiven Erinnerungen oder ungünstigen Erlebnissen bis hin zu einer Phobie der Fall. Ein Anker basiert auf Erfahrungen in Verbindung mit körperlichen Aktionen (bspw. einen heißen Topf am Henkel anfassen, ein Lied hören und an den zugehörigen Urlaub denken). Teilweise überschneidet sich dies mit Assoziation (Psychologie). Diese unbewussten Anker kann jedoch eine Person gezielt setzen.
Auswirkungen des Ankerns
Die Aktivierung eines bewusst gesetzten Ankers kann gezielt eine bestimmte Reaktion oder einen bestimmten Gefühlszustand herbeiführen. Dies ist eine Methode, die einfach zu erlernen ist. Daher wenden sie viele Menschen an, die sich selbst mit ihren Emotionen besser führen möchten.
Es ist eine Fiktion und ein Wunschgedanke, durch Ankern stets bewusst und unbeirrbar tief in einen ressourcenvollen positiven Zustand zu gelangen. Der Anker kann jedoch eine Unterstützung und eine Führung anbieten. Auch die Wissenschaft beschäftigt sich damit, die Wirkung zu messen und zu beurteilen. Das Ausmaß, in welchem sich der Anker auf eine Entscheidung auswirkt, kann über den Ankerindex gemessen werden. Hierbei kann man die Entscheidung oder Situation mit vorheriger Aktivierung des Ankers zu dem Ergebnis ohne vorherige Aktivierung vergleichen.
Den positiven Ankereffekt herbeiführen, den ungünstigen Effekt umgehen oder mildern kann man, indem man fokussiert und möglichst lebendige und aktuelle positive Erlebnisse und Informationen heranzieht. Damit man auch mit ungünstigen Verknüpfungen umgehen kann, ist es nützlich, wenn man sich möglichst vor Auftreten eines Ankers reflektiert, fokussiert und sich unbeeinflusste Gedanken macht. Mit Ankern kann bewusst gearbeitet werden, zum Beispiel durch Stapeln, Kombinieren oder Verketten, oder sie können gezielt gelöscht und wieder reaktiviert werden.
Wenn der Trigger, der Auslöser betätigt wird
Eine ähnliche Auswirkung wie ein Anker hat ebenfalls ein Trigger („Auslöser“). Der Unterschied zum Anker besteht darin, dass der Trigger zufällig und unbewusst von einer externen Quelle, von einem anderen Menschen ausgeht. Wer unter einer Leistungsanforderung handelt, soll unbedingt daran arbeiten, dass er nicht durch Trigger beeinflusst wird. Wenn man beispielsweise im Vertrieb kurz vor dem lange erarbeiteten Abschluss steht, will man sich auf keinen Fall durch einen ungünstigen Auslöser, eine flapsige Bemerkung des Gegenüber, in eine unkontrollierbare Diskussion treiben lassen. Solche Trigger sind mächtig und bleiben so lange aktiv, bis sie bearbeitet und an die Stelle gepackt werden, wo sie nicht mehr schaden. Der Volksmund sagt dann: „Ich weiß nicht, was mich geritten hat, ich musste meinem Chef, meinem Kunden, … einfach etwas erwidern, meine Meinung sagen“.
Anmerkung: Wenn Menschen an diesen Punkten mit sich oder mit anderen arbeiten, sind eine ethische Haltung, eine klare positive Werteorientierung und ein hohes Verantwortungsbewusstsein und eine Supervision die Grundvoraussetzung. Dazu gehört auch, sich von jeder Art der Beeinflussung abzugrenzen.