Unternehmen müssen sich entwickeln und Krisen überstehen können. Daher benötigen sie einen sicheren Zugang zu Finanzmitteln und Liquidität. Aus Bankensicht sind nur wenige Kennzahlen wichtig. An den ersten Stellen gilt es, die Kapitaldienstfähigkeit und der freie erweiterte Cash-Flow im Blick zu behalten.

Kennzahlen erfüllt und die Ampel schaltet auf Grün. Kennzahlen nicht erfüllt und alle sehen rot. Wer dies dem Zufall überlässt, handelt zumindest sehr leichtfertig. Besser ist es, sich zu informieren. Ziele und Limits setzen und die Aufgabe delegieren. Kapitaldienstfähigkeit und Cash-Flow im Blick halten ist einfach und lohnt sich.

Zu Beginn zwei Einblicke, bei denen es sich lohnt, die Kapitaldienstfähigkeit und Cash-Flow wieder in den Blick zu bekommen:

Einblick 1: Kapitaldienst und Finanzierung aus Sicht des Vertriebsgeschäftsführers eines Maschinenbauers.

„Ich kümmere mich um die Kunden und deren Vorhaben. Ich vernetze mich. Dann frage ich nach deren Entscheidungskriterien. Immer biete ich einen Mehrwert an. Wir erhalten Aufträge. Für die Vorfinanzierung der Anlagen benötigen wir Liquidität.
Auf der anderen Seite treffe ich in der Finanzierung guter Aufträge immer an Grenzen.“

Einblick 2: Kapitaldienst und Finanzierung aus Sicht des technischen Geschäftsführers eines Herstellers für Konsumgüter.

„Wir arbeiten unter permanentem Kostendruck. Die Anforderungen an die Prozessorganisation sind enorm. Die Qualitätsstandards steigen. Die gesetzlichen Vorgaben sind streng. Da ich meinen Job jedoch gut erfülle, sind wir am Markt vorne. Wir investieren permanent in neue Anlagen und Verfahren.
Warum werden wir trotzdem von unseren Banken kritisch betrachtet?“

Dies sind berechtigte Sichtweisen von Praktikern. Wie aber können Unternehmer die Zukunft positiv gestalten? An welcher Stelle werden die Weichen gestellt? Es ist notwendig, die Zusammenhänge zu verstehen. Erst dann lässt sich das System beherrschen.

Die Kapitaldienstgrenze gibt den Takt für die Entwicklung eines Unternehmens vor.
Kapitaldienstfähigkeit und Cash-Flow immer im Blick behalten.

Für die Kreditinstitute ist die Kapitaldienstgrenze der kritische Wert. Daher wird er bei der Vergabe neuer Kredite nicht überschritten. An dieser Stelle treffen zwei Sichtweisen aufeinander. Eine ist die richtige Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse eines Unternehmens. Wird der Kreditnehmer zukünftig und nachhaltig mit einer hohen Wahrscheinlichkeit die Tilgung und die fälligen Zinsen begleichen können? Wenn der Unternehmer seine Vorhaben nicht mehr finanzieren kann, führt das unweigerlich in eine Sackgasse. Daher sollten Unternehmer Kapitaldienstfähigkeit und Cash-Flow im Blick halten.

Zins und Tilgung – das ist der Kapitaldienst

Kurz gesprochen sind dies die Tilgungen und die vereinbarten Zinsen für langfristige Darlehen. Die Beträge verändern sich jährlich mit fortschreitender Tilgung. Hier finden Sie unseren Wiki-Eintrag zum Kapitaldienst.

Diese Kreditarten kommen in Betracht

Ratenkredite haben eine gleichmäßige Tilgung und die Zinsen verringern sich über die Laufzeit.
Anfänglich ist der Kapitaldienst hoch und er verringert sich sukzessive.

Annuitätendarlehen haben immer gleiche Leistungsraten. Anfänglich überwiegen die Zinsen und die Tilgungsanteile sind gering.
Der Kapitaldienst verteilt sich gleich über die Jahre der Kreditlaufzeit.

Endfällige Darlehen führen während der Kreditlaufzeit lediglich zu Zinsen und belasten das Unternehmen im Jahr der Fälligkeit stark.

Kreditrahmen über kurzfristige Mittel mit revolvierender Prolongation sind beispielsweise Eurokredite. Die Zinsabrechnung entspricht dem Fälligkeitstermin, beispielsweise zum Ende eines Quartals.
Die kurzfristigen Mittel werden prolongiert und werden beim Kapitaldienst nicht berücksichtigt.

Kredite mit Sondertilgung führen zu einer schnelleren Entschuldung des Unternehmens. In der Analyse der Vergangenheit kann dies dazu führen, dass die Einschätzung der vergangenen Kapitaldienstfähigkeit ungünstig wird.

So berechnen Sie vereinfacht den Cash-Flow

In Diskussionen wird der Cash-Flow oft vereinfacht betrachtet. Der sogenannte Praktiker Cash-Flow ist das Jahresergebnis nach Steuern plus den Abschreibungen. Ein Unternehmen mit 500 TEUR Jahresergebnis nach Steuern und Abschreibungen von 400 TEUR erzielt einen Cash-Flow von 900 TEUR.

Das ist eine sehr vereinfachte Sicht auf den Cash-Flow. Der kommende Beitrag behandelt umfänglich den erweiterten Cash-Flow.

So berechnen Sie den Kapitaldienst

Die Tilgungen eines Jahres betragen 600 TEUR. Die Zinsen für kurzfristige und langfristige Kredite belaufen sich auf 160 TEUR.
Daraus ergibt sich ein Kapitaldienst von 760 TEUR.

Die Kapitaldienstgrenze ermitteln

Stark vereinfacht gesprochen ist dies der verbleibende Mittelzufluss des Unternehmens in einem Geschäftsjahr.
Das heißt in unseren Beispiel, dies sind der Cash-Flow nach Steuern von 900 TEUR abzüglich Entnahmen, Ergebnisverwendungen oder Investitionen aus Eigenmitteln zuzüglich der Einlagen.

Was bedeutet die Auslastungsgrenze des Cash-Flow?

Dies ist das Verhältnis des Kapitaldienstes zum Cash-Flow.
In unserem Beispiel sind dies 760 TEUR / 900 TEUR, also 80%.
Das heißt, dass das Unternehmen 80% des freien Cash-Flow nach Steuern dafür einsetzen muss, um die Tilgung und die Zinsen zu begleichen.

Wie interpretieren Sie die Auslastungsgrenze des Cash-Flow?

Der zukünftige Kapitaldienst bezieht sich auf Planungen. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass die Zukunft etwas anders wird, als erwartet . Die Ziele der Planung können verfehlt werden.
Für das Unternehmen in unserem einfachen Beispiel besteht ein Spielraum von 140 TEUR. Daher sind die Zinsen und die Tilgungen nicht gefährdet.

Aus Bankensicht ist eine Auslastung der Kapitaldienstgrenze von 80% bis 90% noch vertretbar. Gut bis sehr gut sind daher geringere Auslastungen. Ist die Auslastung zum Beispiel zwischen 90% und 95%, dann sieht ein Kreditinstitut die Situation als kritisch an. Über 95% ist daher sehr kritisch. Infolgedessen schalten die Ampeln auf Rot. Das System der Kreditinstitute setzt ein Warnkennzeichen, das so schnell nicht mehr erlischt.

Kapitaldienstfähigkeit und Cash-Flow immer im Blick behalten. Tipps für Praktiker.

Um die Kapitaldienstgrenze richtig zu ermitteln, sind die Buchungen der laufenden Geschäftsvorfälle wichtig. Es werden vor allem steuerliche Aspekte berücksichtigt. Richtige Buchungsregeln bewirken, dass die Daten der Finanzbuchhaltung zielgerichtet für diese Anforderung optimiert sind .Damit erhalten die Banken die eindeutigen Informationen, die sie benötigen. Oft werden diese folgenden Aspekte jedoch vernachlässigt. Dadurch kann sich leicht ein falsches Bild ergeben. Damit wird die Zukunft erschwert oder verbaut. Daher lohnt es sich, diese Aufgaben ernst zu nehmen. Also folglich einfach die Aufgaben regeln und an einen Fachmann delegieren.

Der Verkauf von Anlagevermögen wird beim Cash-Flow nicht berücksichtigt. Entspricht der Zufluss zum Beispiel nicht dem Kerngeschäft? Wie ist es aber, wenn der Verkauf dafür verwendet wird, ein Darlehen zurückzuführen? In Folge dessen ist der Zufluss dem Cash-Flow hinzuzurechnen.

Sind Investitionen durch Fremdkapital finanziert? Dann schmälern diese nicht den Cash-Flow.

Abschreibungen auf das Warenlager oder auf anderes Umlaufvermögen sind oft nicht wirksam auf die Auszahlungen oder Einnahmen. Es kann zum Beispiel nur eine Bewertungsfrage sein. Mit anderen Worten, weisen Sie diese getrennt aus. Damit reduzieren sie folglich nicht den Cash-Flow.

Zinsen für Gesellschafterdarlehen können eventuell nicht ausgezahlt werden. Die Zinsen können zum Beispiel auch als Darlehen gewährt werden. Damit reduzieren diese nicht den Cash-Flow.

Kontierungsregeln für die Finanzbuchhaltung sind wichtig. Dadurch tragen Sie dazu bei, dass die Sachverhalte von den Kreditinstituten richtig erfasst werden.

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