Wie dein Gehirn dich täuscht: Kognitive Verzerrungen sind unsichtbare Hindernisse bei der Entscheidungsfindung
Kognitive Verzerrungen sind systematische Denkfehler, die uns dazu bringen, unbewusst voreingenommene Entscheidungen zu treffen. Diese Verzerrungen sind tief in unserer Psychologie verwurzelt und helfen uns, schnell zu reagieren. Doch was kurzfristig nützlich erscheint, kann langfristig zu Fehlentscheidungen führen – besonders im beruflichen Kontext.
Wir meinen doch, dass wir aufgrund der vielen zur Verfügung stehenden Daten und Informationen gute Entscheidungen treffen. Unser Gehirn funktioniert jedoch anders, als wir es uns manchmal wünschen. Es versucht, den enormen Informationsfluss zu verarbeiten, indem es auf mentale Abkürzungen zurückgreift – sogenannte kognitive Verzerrungen.
In diesem Beitrag zeigen wir dir, welche kognitiven Verzerrungen am häufigsten vorkommen und wie du sie erkennen und überwinden kannst.
Was sind kognitive Verzerrungen?
Unser Gehirn ist darauf programmiert, Entscheidungen effizient zu treffen, indem es Abkürzungen nutzt. Diese Abkürzungen, auch Heuristiken genannt, sparen Zeit und Energie. Doch in vielen Situationen führen sie zu systematischen Fehleinschätzungen. Kognitive Verzerrungen sind in den unterschiedlichsten Lebensbereichen präsent – von Alltagsentscheidungen bis hin zu geschäftlichen Strategien.
Manchmal treffen wir Entscheidungen, die auf Annahmen beruhen, die wir nie wirklich hinterfragen. Wir interpretieren Informationen auf eine Art und Weise, die uns bestätigt, anstatt sie kritisch zu prüfen. Um besser zu verstehen, wie diese Verzerrungen funktionieren, werfen wir einen Blick auf drei der häufigsten.
Bestätigungsfehler (Confirmation Bias)
Der Bestätigungsfehler gehört zu den am weitesten verbreiteten kognitiven Verzerrungen. Er tritt auf, wenn wir uns hauptsächlich auf Informationen konzentrieren, die unsere bestehenden Überzeugungen bestätigen, und gegenteilige Informationen ignorieren.
Beispiel:
Stell dir vor, du bist ein Vertriebsleiter und hast eine klare Vorstellung über die Marktentwicklung. Du suchst gezielt nach Berichten, die deine Einschätzung stützen und blendest gleichzeitig Daten aus, die auf Risiken hinweisen. Dies kann dazu führen, dass du blind in eine Richtung gehst und wichtige Warnsignale übersiehst.
Wie du Bestätigungsfehler überwinden kannst:
Sei dir bewusst, dass du dazu neigst, deine Überzeugungen zu bestätigen. Versuche aktiv nach Informationen zu suchen, die deine Annahmen infrage stellen. Hole externe Meinungen ein und stelle sicher, dass du alle Fakten berücksichtigst, nicht nur die, die dir bequem erscheinen.
Anker-Effekt
Der Anker-Effekt beschreibt die Tendenz, sich zu stark auf den ersten Wert oder die erste Information zu konzentrieren, die man erhält. Dieser erste Anker beeinflusst dann alle nachfolgenden Bewertungen, selbst wenn der Anker irreführend ist.
Beispiel:
In Verhandlungen, wie etwa bei Gehaltsverhandlungen, kann der erste genannte Betrag den gesamten Verlauf der Verhandlung bestimmen. Selbst wenn der Anker zu hoch oder zu niedrig ist, orientieren sich beide Parteien oft daran.
Wie du ihn überwinden kannst:
Sei dir bewusst, dass der erste Wert, den du hörst, nicht die endgültige Wahrheit ist. Überprüfe alternative Informationen, bevor du dich festlegst. Stelle die erste Information bewusst gedanklich zur Seite . Befasse dich nicht mehr weiter damit und bleibe offen für neue Daten. Trainiere dich darin, den Einfluss des ersten Impulses zu hinterfragen oder komplett zu negieren.
Verfügbarkeitsheuristik
Die Verfügbarkeitsheuristik tritt auf, wenn wir Entscheidungen auf Basis von Informationen treffen, die uns leicht zugänglich sind, anstatt auf gründlichen Recherchen. Das führt dazu, dass wir überschätzen, wie wahrscheinlich oder relevant bestimmte Ereignisse sind, nur weil sie uns leicht in den Sinn kommen.
Beispiel:
Wenn du kürzlich von einer erfolgreichen Markteinführung eines Produkts gehört hast, wirst du möglicherweise dazu neigen, den Erfolg ähnlicher Projekte zu überschätzen. Du verlässt dich auf das, was in deinem Kopf „verfügbar“ ist, anstatt langfristige Trends oder Risiken zu analysieren.
Wie du sie überwinden kannst:
Verlass dich nicht nur auf das, was dir sofort einfällt. Nimm dir die Zeit, tiefer in die Materie einzutauchen und Daten zu recherchieren, die weniger präsent, aber ebenso wichtig sein könnten. Eine breitere Informationsbasis hilft dir, objektivere Entscheidungen zu treffen.
Kognitive Verzerrungen überwinden: So triffst du bessere Entscheidungen
Kognitive Verzerrungen beeinflussen unser Handeln oft unbewusst. Doch sobald du dir ihrer bewusst wirst, kannst du beginnen, Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu minimieren. Hier sind drei Strategien, die dir helfen können:
- Hinterfrage deine Annahmen:
Reflektiere regelmäßig deine Entscheidungsprozesse. Frage dich, ob du Informationen ignorierst, die nicht zu deiner Sichtweise passen. Unterdrücke deine ersten Impulse. Gewöhne dir an zu fragen, wie etwas noch sein könnte. - Externe Perspektiven einholen:
Lass andere deine Überlegungen prüfen. Menschen mit anderen Hintergründen oder Meinungen können dir helfen, blinde Flecken zu erkennen und Verzerrungen aufzudecken. - Daten und Analysen einbeziehen:
Verlasse dich nicht nur auf dein Bauchgefühl. Nutze Daten, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Analysen helfen dir, Verzerrungen zu minimieren und rationalere Entscheidungen zu fällen.
Deine Denkmuster hinterfragen und bessere Entscheidungen treffen
Kognitive Verzerrungen sind unausweichlich, doch sie müssen nicht unkontrolliert deine Entscheidungen dominieren. Indem du dir bewusst machst, wie dein Gehirn funktioniert und wo es dich täuschen kann, kannst du fundiertere und objektivere Entscheidungen treffen.
Ob in geschäftlichen Verhandlungen, strategischen Entscheidungen oder im Umgang mit Mitarbeitern – der bewusste Umgang mit diesen unsichtbaren Hindernissen verschafft dir einen entscheidenden Vorteil. Nimm dir Zeit, deine Denkmuster zu reflektieren, und nutze fundierte Daten und externe Perspektiven, um dich gegen die Tricks deines eigenen Gehirns zu wappnen.