Der Begriff Reframing bezieht sich auf das Konzept des Framings und bedeutet übersetzt in etwa „Umdeutung“. Gemeint ist die Neubewertung einer Situation, in dem sie in einen anderen Kontext gesetzt wird. Durch die Einnahme einer neuen Perspektive lassen sich dann beispielsweise Problemlösungen erkennen oder das Empfinden einer Person positiv beeinflussen. Ein Beispiel ist die berühmte Metapher des halbvollen bzw. halbleeren Glases.

Anwendung von Reframing im Arbeitskontext

Ein*e Mitarbeiter*in, der oder die von einer anderen Person immer wieder respektlos angeredet wird, kann das auf sich beziehen „Die Person scheint mich nicht zu mögen und wertzuschätzen, denn er*sie wird oft grundlos laut“ oder auf äußere Faktoren „Bestimmt hat er*sie schlecht geschlafen oder familiären Stress und seine oder ihre schlechte Laune hat nichts mit mir zu tun“. Zum einen hat die unterschiedliche Ursachenzuweisung einen Einfluss auf die psychische Situation des oder der Arbeitnehmer*in, andererseits wird sie auch sein oder ihr Verhalten beeinflussen und kann dadurch das Arbeitsklima verändern.

Reframings verändern also den Rahmen oder die Sichtweise auf eine einschränkende Erfahrung. Damit verändert sich gleichzeitig die Bedeutung und der Inhalt der Erfahrung.

In der Personalführung und insbesondere im Vertriebstraining wenden wir Reframings an, wenn unser Gesprächspartner, unser Coachee oder der Mitarbeiter sich oder andere durch seine Sicht auf die Dinge unnötig einschränkt. Wenn man Situationen in einen anderen Rahmen stellt, kann man neue Perspektiven einnehmen, andere Möglichkeiten erkennen und damit seine Handlungsoptionen erweitern. Reframings ermöglichen sehr oft positive Erlebnisse, wo diese vorher durch selbst gesetzte Einschränkungen unmöglich waren. Sie ändern nicht die Eigenschaft oder das Geschehene, jedoch ist in den meisten Fällen eine Versöhnung mit Situationen möglich.

Kontextreframing

Von Kontextreframing spricht man, wenn ein neuer Kontext gesucht wird, in dem das alte, als problematisch empfundene Verhalten einen Vorteil bewirkt. Dies kann beispielsweise das übermäßig sachliche, trockene Verhalten eines Projektleiters oder Vertriebsmitarbeiters sein, das jedoch im Kontext von absoluten Engpässen oder Vertrauensfragen ganz günstig ist. Ein Beispiel: Viele eloquente und begeisterungsfähige Führungspersönlichkeiten sind am Projekt BER Berliner Flughafen gescheitert. Weil der Projektleiter des neuen Berliner Flughafens jedoch seine Mitarbeiter in dem Projekt so emotionslos geführt hat, konnte das Team den Flughafen fertigstellen.

Verhaltensreframing

Manchmal begrenzen sich beispielsweise Führungskräfte oder Vertriebsmitarbeiter selbst, weil sie ihr Verhalten oder ihre Eigenschaften als ungünstig empfinden. Wenn man danach fragt, wann denn die ungünstigen Eigenschaften oder das störende Verhalten in der Vergangenheit jedoch vorteilhaft war, schafft man einen neuen Kontext. Ein Beispiel: Gerade weil eine Person nicht dominant auftritt, erreicht sie vielleicht den Zugang zu schwierigen Charakteren. Genau deshalb, weil ein spröder Vertriebsmitarbeiter so pedantisch gearbeitet hatte, konnte er die beste Lösung präsentieren und sein Team zu wichtigen Erfolgen führen. Dies nennt man Reframing des Verhaltens.

Bedeutungsreframing

Reframings können auch darauf zielen, ein Erlebnis neu zu interpretieren. Oft verknüpfen Menschen kausale Zusammenhänge zwischen Umständen, Meinungen und beobachteten Handlungen. Das Ergebnis dieser kausalen Verknüpfungen und Interpretationen steuert wiederum das Verhalten der Beobachter. Die Interpretation von beobachteten Erlebnissen steuert eigene Handlung und löst Reaktionen aus. Das Bedeutungsreframing hebt den unterstellten kausalen Zusammenhang auf, indem es in einem anderen Zusammenhang betrachtet wird. Es sind neue Bedeutungszumessungen möglich oder man kann ganz auf eine Interpretation verzichten, wenn diese ganz unterschiedlich sein kann.

Zum Beispiel: Ein junger Vertriebsmitarbeiter fühlte sich übergangen, weil der von seinem Teamleiter nicht zu einer wichtigen Besprechung eingeladen wurde. Er interpretierte dies als eine Kritik an seiner bisherigen Arbeit. Tatsächlich wurden jedoch nur die Vertriebsmitarbeiter eingeladen, die deutliche Schwächen hatten. Der Vorgesetzte traute eben diesem jungen Mitarbeiter als einzigem zu, die schwierigen Vorgänge ohne erneute Anweisung zu bearbeiten und wollte ihn nicht unnötig belasten. Eine gelassene Beimessung der Bedeutung von Handlungen erspart Anspannungen und ermöglicht, dass Menschen frei aufeinander zugehen.

Die Ziele des Reframing

Das Ziel ist, dass ein Coachee das bisher abgelehnte Verhalten akzeptiert und würdigt. Wenn ein Coachee eine versöhnliche Sichtweise einnimmt, erweitert er damit seine Handlungsoptionen. Kann er erkennen, dass es für jedes Problem mehr als eine Lösung gibt und die angenommene Wirklichkeit nur eine Illusion ist, so wird er freier im Handeln.

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